4. Zusammenfassung und Fazit

 

4.1 Zusammenfassung

Die Anfangsjahre der Weimarer Republik sind gekennzeichnet von großer materieller Not, vor allem Massenarbeitslosigkeit und extremer Wohnungsnot. “Der Mangel an Wohnungen war nach dem Krieg von der gleichen politischen Brisanz wie die Erwerbslosigkeit” [314]
Große Teile der Bevölkerung sind nach dem ersten Weltkrieg verarmt oder von Verarmung bedroht. Die politischen Verhältnisse während dieser ‘revolutionären Nachkriegskrise’ sind instabil.
Von 1924 bis 1928 folgt eine Periode der relativen Stabilisierung des Kapitalismus. In dieser Zeit fließt massiv ausländisches Kapital nach Deutschland, durch das ein kurzzeitiger wirtschaftlicher Aufschwung ausgelöst wird. Die Lebensverhältnisse für ArbeiterInnen und kleine Angestellte haben 1928 in etwa das Vorkriegsniveau erreicht. Auch auf dem Wohnungsmarkt ist der Aufschwung zu spüren.
Ab 1929 beginnt die große Weltwirtschaftskrise, die eine bis zu diesem Zeitpunkt nicht gekannte Massenarbeitslosigkeit auslöst. Auch die Wohnungsnot nimmt in den Jahren 1929 bis 1932 erneut dramatische Formen an. Vor allem die wirtschaftliche und politische Krise sowie die Unterstützung der NSDAP durch einflußreiche Kreise aus Banken und Großindustrie führen am 30. Januar 1933 zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten.
Das Dauerproblem ‘Wohnungsnot’ war für alle deutschen Gemeinden zur vorrangigen Nachkriegsaufgabe geworden .”[315] Viele PolitikerInnen sehen in dem ‘Übel’ der Wohnungsnot “ ausschließlich eine deutsche Not, begründet durch die Niederlage und ihre Folgen [316] Das Wohnungsproblem ist jedoch nicht in erster Linie eine Folgeerscheinung des Weltkrieges, da “ dieses Problem bereits viel länger bestanden [hatte].[317] Der Wohnungsbau hatte schon vor 1914 mit “ der rapiden industriellen Entwicklung Deutschlands (...) nicht Schritt gehalten. [318]
Weil viele Arbeitslose, kleine HändlerInnen, RentnerInnen und andere ihre Mieten nicht mehr zahlen können, werden sie zwangsgeräumt und müssen für sich und ihre Familien nach einer Notbehausung Ausschau halten. Die Arbeits- und Wohnungslosen kommen bei Verwandten unter oder in Hinterhofbaracken, sie hausen in Zelten und Lauben in Kleingartensiedlungen. Mehrgeschossige Häuser werden oft um provisorische, mangelhafte Bauten aufgestockt und Baulücken durch wackelige Notunterkünfte aus Holz und Plane ‘geschlossen’.
Die Stadt Düsseldorf gründet 1918 zur Bekämpfung der Wohnungsnot das Wohnungsamt. Um die große Zahl der Obdachlosen unterzubringen richtet die Stadt Notunterkünfte in Kasernen und auf Dachböden ein. Diese Maßnahmen reichen jedoch bei weitem nicht aus, um die mehr als 10.000 Haushalte ohne eigene Wohnung unterzubringen.
Mit der Geldwertstabilisierung Mitte der zwanziger Jahre kommt es zu ersten privaten und genossInnenschaftlichen Wohnungsneubauten. Am Ende der zwanziger Jahre baut auch die Stadt Düsseldorf mit großen finanziellem Aufwand zahlreiche Wohnungen. Mit diesem umfangreichen Bauprogramm will man die Wohnungsnot ‘ein für alle Mal’ beseitigen.
Die Weltwirtschaftskrise beendet jedoch schon bald diese ehrgeizigen Pläne.
Vielen Wohnungslosen bleibt keine andere Möglichkeit, als an den Rand der Stadt zu ziehen und sich dort eine bescheidene Existenz in ‘wilden Siedlungen’ aufzubauen.


[314] Weidenhaupt, H., Düsseldorf-Geschichte, Band 3, S.272.
[315] Jachmann, H., Düsseldorf in der Weltwirtschaftskrise, S. 205.
[316]Ebenda, S. 208.
[317]Ebenda, S. 205, vgl. auch Weidenhaupt, H., Düsseldorf-Geschichte, Band 3, S. 126 ff.
[318]Jachmann, H., Düsseldorf in der Weltwirtschaftskrise, S. 205.


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