Nach dem 2. Weltkrieg sind die Wohnverhältnisse
in Düsseldorf “ weithin katastrophal .”[471] In einem ersten
Wohnungsnotprogramm zwischen 1945 und 1947 werden 11.000
Wohnräume neu erstellt und über 65.000 Wohnungen ‘winterfest’
gemacht. Viele von diesen ‘winterfest’ gemachten Häusern
müssen jedoch aufgrund akuter Einsturzgefahr in den folgenden
Jahren geräumt und schließlich abgerissen werden. “ Bis
1951 fielen diesen Maßnahmen noch über 800 Häuser vollständig
und über 3.200 Gebäude teilweise zum Opfer .”[472]
Die folgenden Zahlen sollen den mangelnden Wohnraum nach dem
Krieg verdeutlichen.
Vor dem Krieg 540.000 EinwohnerInnen - 580.000 Wohnräume
November 1945 370.000EinwohnerInnen - 270.000 Wohnräume [473]
[474]
Trotz dieses schlechten Wohnraumangebotes steigt die
EinwohnerInnenzahl Düsseldorfs, unter anderem durch
zurückströmende Evakuierte und Kriegsgefangene, stetig an. 1948
hat die Stadt bereits 466.000 EinwohnerInnen, obwohl bereits 1945
vor “ dem Zuzug nach Düsseldorf ... gewarnt! ”[475] wurde. Dennoch verlieren
weder Verwaltung noch Bevölkerung “den Mut und die Hoffnung
auf Besserung der Lage (...) [und eine] Hinwendung zum
Radikalismus hat sich nirgends gezeigt” [476]. Am 17. Juli 1946 bilden die
Besatzungsbehörden aus der Provinz ‘Nordrhein’, der Provinz
‘Westfalen’ und dem früheren Land ‘Lippe’ das Land ‘Nordrhein-Westfalen’
und ernennen Düsseldorf zu dessen Landeshauptstadt. [477]
In den 50er Jahren setzt ein regelrechtes ‘Aufbaufieber’ in
Düsseldorf ein. Wurden im Mai 1948 gerade einmal 8 Häuser mit
15 Wohnungen gebaut, waren es 1949 bereits durchschnittlich 44
Wohnungen monatlich. 1958 werden monatlich 126 Gebäude neu
erstellt. “ Trotz seiner Zerstörung von 42 Prozent wurde
schon 1955 der Wohnungsbestand von 1939 wieder erreicht. Die
Stadt wäre damit wiederaufgebaut gewesen, wenn nicht inzwischen
ihre Einwohnerzahl die von 1939 um 150.000, also um fast ein
Drittel, überstiegen hätte .”[478]
Einen wesentlichen Beitrag zu diesem Wiederaufleben trägt
Düsseldorfs Industrie. Hier sind insbesondere diejenigen
Betriebe zu nennen, die direkt nach dem Krieg ihren Sitz nach
Düsseldorf verlegt haben. So ist der jährliche Umsatz von 45
Millionen DM (1948) auf 400 Millionen DM (1958) gestiegen. [479] Ab 1950 siedeln sich
aufgrund mangelnder Arbeitskräfte und fehlendem Platzangebot
weniger Industriebetriebe, sondern vermehrt Wirtschafts- und
Fachverbände an. Auch nimmt die Ansiedlung ausländischer,
besonders japanischer, Firmen zu. Die Stadt erhält vielfach ein
neues ‘Gesicht’. Besonders deutlich wird dieses im Bereich
der Innenstadt. Ging es direkt nach dem Krieg zunächst darum
für die Menschen ‘ein Dach über dem Kopf’ zu schaffen, “ erwies
es sich schon bald nach der Währungsreform als notwendig, den
Wiederaufbau so zu planen, daß sein Ergebnis auch für die
nähere und fernere Zukunft die Grundlage bilden konnte .”[480] Hierfür bildet man bereits
1946 eine Arbeitsgemeinschaft ‘Stadtplanung’ [481]. Ihre Tätigkeit endet vorläufig mit
einem innerstädtischen Verkehrs- und Wiederaufbauplan [482], der im Dezember 1947 von
der Stadtverordnetenversammlung angenommen wird. Man verhängt
daraufhin für die Innenstadt eine zweijährige Bausperre, die
jedoch weiteres “ Bauen nicht verhindern konnte.” [483] Das ist so zu erklären,
daß direkt nach dem Krieg einige private Bauherren und
insbesondere viele Gewerbebetriebe darauf bedacht waren,
möglichst schnell - soweit sie finanziell in der Lage waren -
ihren Besitz wiederaufzubauen bzw. durch vergrößerte Neubauten
gewinnträchtige Produktionsstätten zu errichten.
[471] Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt
Düsseldorf, 6. Aufl., S. 196.
[472] Ebenda, S. 196.
[473] Ebenda, S. 196.
[474] Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt
Düsseldorf, 10. Aufl., S. 269.
[475] Ebenda, S. 196.
[476] Ebenda, S. 198.
[477] “ Die Bedeutung der Stadt als Verwaltungszentrum
der Ruhrindustrie und auch der Sitz des wiedergegründeten
Deutschen Gewerkschaftsbundes, (...), mag bei dieser Wahl eine
größere Rolle gespielt haben als der Umstand, daß Düsseldorf
bereits eine Tradition als Hauptrstadt besaß, da sie bereits im
16. Jahrhundert Residenz eines größeren niederrheinischen
Territoriums gewesen war” , ebenda, S. 198.
[478] Ebenda, S. 201.
[479] Vgl. ebenda, S. 201.
[480] Ebenda, S. 203.
[481] Diese bestand aus Mietgliedern des Bauausschusses,
DezernentInnen, ArchitektInnen, VertreterInnen der Wirtschaft und
der BürgerInnenschaft.
[482] “ Der Plan war in starkem Maße von der Schaffung
umfangreicher Grünanlagen und öffentlicher Erholungsflächen
sowie von der Herstellung einer besseren Verbindung zwischen
Hauptbahnhof und dem Rathaus bestimm. ”, ebenda, S. 203.
[483] Ebenda, S. 203.