Trotz weiterhin abnehmender Bevölkerungszahlen
wird jedoch seit den achtziger Jahren von einer Renaissance der
Städte gesprochen - einer Reurbanisierung. [114]
Es ist ein neuer Ansturm, vor allem jüngerer Leute, auf alte,
innenstadtnahe Wohnviertel zu beobachten. Mittlerweile suchen
wieder viele Menschen das Leben in der Stadt. Vielfach geschieht
dies nicht als Notlösung, sondern als bewußte Entscheidung.
Diese neuen Haushaltstypen resultieren aus der Aufhebung der
bürgerlichen ‘Normalbiographie’ [115], steigendem Karrieresinn und einem
abnehmenden Kinderwunsch. In den Städten leben heute immer mehr
Singles, Wohngemeinschaften, Paare ohne Kinder, Alleinerziehende,
Witwer etc..
Diesen Wandel der Stadtbevölkerung mögen einige Zahlen
verdeutlichen: Der Anteil von Einpersonenhaushalten an allen
Haushalten betrug noch im Jahre 1900 7,2 %. Bis 1950 wuchs deren
Anteil auf 19,4 % und 1980 lag der Anteil der ‘Single’-Haushalte
bereits bei 30 %. Dem entgegen wurden 1950 10,7 Ehen auf 1.000
EinwohnerInnen geschlossen und 1987 nur noch 5,4. Im Jahre 1960
wurden 35 Scheidungen und 1982 bereits 78,4 Scheidungen auf 1.000
EinwohnerInnen verzeichnet. [116]
“Dahinter stehen grundlegende Veränderungen in den
Einstellungen zu Ehe und Kindern, die sich wandelnde Rolle der
Frau, aber auch die Lockerung der christlichen Sexualmoral und
des Scheidungsrechtes, die Verbreitung der Pille, gestiegene
Einkommen, ein besseres Angebot in Teilbereichen des
Wohnungsmarktes etc .”[117]
[114] Vgl. ebenda, S. 11 ff.
[115] Siehe unten.
[116] Vgl. Häußermann, H., Siebel, W., Neue Urbanität, S.
12 ff.
[117] Ebenda, S. 13.