“Die lange Dauer des Krieges und die immer
schlechter werdende Versorgungslage führten erstmals 1917 zu
ernsten Unruhen unter der Bevölkerung. Relativ stark war in
Düsseldorf schon vor dem Krieg die Zahl der in den freien
Gewerkschaften organisierten Arbeiter gewesen. Viele von ihnen
fühlten sich stark zum radikalen Flügel der Sozialdemokraten
hingezogen, aus dem später die kommunistische Partei erwuchs. Im
Juni 1917 kam es mehrfach zu Lebensmittelkrawallen, in deren
Verlauf Läden gestürmt und geplündert wurden. Zur
Niederschlagung der Unruhen wurde der Belagerungszustand
verhängt und auch Militär, darunter Teile der auf der
Golzheimer Heide stationierten Luftschiffertruppen, eingesetzt.”
[219]
Der eigentliche Revolutionsmonat, der November 1918, verläuft in
Düsseldorf im Vergleich zu vielen anderen Städten relativ
ruhig. Die Stadtverwaltung zieht allerdings zu Beginn des Monats
November in Erwägung, die Polizei mit Maschinenpistolen
auszurüsten, um gegebenenfalls gegen meuternde Soldaten
vorzugehen. Die Weisung aus der Reichshauptstadt Berlin bleibt
jedoch letztendlich aus.
“Es bildete sich ein Arbeiter- und Soldatenrat, der sich
aber anfangs nur wenig bemerkbar machte, obwohl bereits am 10.
November Karl Liebknecht im überfüllten Apollo-Theater eine
Rede an Arbeiter und Soldaten hielt .”[220]
Viele DüsseldorferInnen sind zu jener Zeit mit der Unterbringung
und Versorgung der von der Front zurückkehrenden Soldaten sowie
der Räumung des linken Rheinufers - ein Teil der
Waffenstillstandsvereinbarung mit den Alliierten - beschäftigt.
Am 4. Dezember 1918 wird dann das linksrheinische Ufer ohne
Zwischenfälle an die belgischen Truppen übergeben. [221]
Um der Anordnung zur Demilitarisierung des rechten Rheinufers
formell Folge zu leisten, nennt sich der Arbeiter- und
Soldatenrat kurzerhand in Arbeiterrat um. Das von ihm
aufgestellte 600 Mann starke ‘Sicherheitsregiment’ wird in
eine Polizeitruppe umgewandelt und in Polizeiuniformen gesteckt.
Dies führt nicht nur zu dauernden Verwechslungen, sondern -
bedingt durch die Soldzahlungen - auch zu höheren Ausgaben der
Stadtkasse. Die Verwaltung reagiert mit Preiserhöhungen für
Gas, Wasser und Strom, die daraufhin der Arbeiterrat wieder
verbietet. Die Spannungen wachsen von Tag zu Tag. [222]
Im Januar 1919 versuchen die SeparatistInnen, die Revolution nach
russischem Vorbild voranzutreiben. Nach der Befreiung von 170
Gefangenen aus dem Gefängnis ‘Ulmer Höh’ besetzen sie am 8.
Januar 1919 den Hauptbahnhof, das Telegraphen- und das
Fernsprechamt sowie das Polizeipräsidium. Einige konservative
Politiker und hohe Verwaltungsbeamte flüchten nach Oberkassel -
auf die von alliierten Truppen besetzte Rheinseite.
Am 10. Januar 1919 erklären die SpartakistInnen den bis dahin
regierenden Oberbürgermeister Oehler für abgesetzt und
proklamieren statt dessen einen Mann aus den eigenen Reihen,
Schmittchen, für dieses Amt. Daraufhin kommt es zu blutigen
Zusammenstößen zwischen SpartakistInnen und städtischen
Beamten, der MSPD und christlichen Gewerkschaften - vermutlich 13
Menschen werden auf einer Demonstration erschossen. [223]
Um die SpartakistInnen zu entwaffnen, schickt die Reichsregierung
am 28. Februar 1919 Truppen des reaktionären Freicorps
Lichtschlag nach Düsseldorf. Bis in den April hinein kommt es
immer wieder zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Freicorps
und SpartakistInnen . “Besonders heftig wurde am 13. April
1919 in Oberbilk gekämpft, das vom Hauptbahnhof aus mit
Artillerieunterstützung förmlich erobert werden mußte .”[224] Nach der Entmachtung der
Räte und der blutigen Niederschlagung des Spartakistenaufstandes
wird es wieder ‘ruhiger’ in der Stadt.
[219] Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt
Düsseldorf, S. 153.
[220] Ebenda, S. 154.
[221] Einrichtung von Verwaltungsgebäuden in den
linksrheinischen Düsseldorfer Stadtteilen. vgl. Ebenda, S. 154.
[222] Vgl. Ebenda, S. 154.
[223] Und zwar vermutlich vom ‘Sicherheitsregiment des
revolutionären Vollzugsrates’. Die Angaben über diese
Ereignisse sind jedoch widersprüchlich. - vgl. Pädagogisches
Institut Düsseldorf, Dokumente der Stadtgeschichte Bd. 2, S. 38
ff.
[224] Weidenhaupt, H., Kleine Geschichte der Stadt
Düsseldorf, S. 155.
[225] Alle Zahlen in: Weidenhaupt, H.,
Düsseldorf-Geschichte, Band 3.