3. Siedlungen, Landbesetzungen und MieterInnenproteste als Reaktionen auf Wohnungsnot

 

3.1 Erste Besiedlung von Kleingärten

“Das Gartenamt begann 1919 ‘im Interesse der Volksernährung’, Brach- und Ödland aufzuteilen und als Kleingärten an Privatpersonen abzugeben, insgesamt rund 75 ha mit 3.000 Parzellen. (...) Nach und nach entstanden so zahlreiche, rechtsfähig organisierte Kleingartenvereine. (...) ‘Hoffnung’, ‘Solidarität’, ‘Trockene Erde’ (...) Ein Teil der Wohnungssuchenden wich in die Kleingärten aus. Sie bauten sich dort Hütten, stellten Waggons und Wagen auf - um darin zu wohnen. Die Behörden sahen einerseits machtlos, andererseits großzügig wohlwollend diesem ungesetzlichen ‘wilden Treiben’ in solchen ‘Laubenkolonien’ zu.” [267] In den darauffolgenden Jahren pachten die SiedlerInnen weiteres Land, etwa in der Nähe von Fabriken oder längs der Bahngleise, und erweiterten so ihre Kleingartenvereine. Für das Jahr 1922 wird die Zahl der Kleingärten in Düsseldorf mit 21.000 angegeben. [268]
Eine dieser Siedlungen ist der Gartenverein ‘Solidarität’ am Höherweg in Eller. Ab 1923 kultivieren die SiedlerInnen ein etwa 50.000 qm großes, verwildertes Ödland am Rande eines Industriegebietes. Wurde das Gelände zunächst ‘wild’ besiedelt, so wurden schon nach kurzer Zeit Pachtverträge mit dem privaten Besitzer abgeschlossen. “Auch hier wurden bewußt halbagrarische Strukturen errichtet, um direkt nach den Ersten Weltkrieg nicht nur die enorme Wohnungsnot, sondern auch die Hungersnot bekämpfen zu können .”[269]
1931 liegt der Stadtverwaltung eine Liste mit 47 solcher Kleingarten-Vereine vor. [270]


[267] Weidenhaupt, H., Düsseldorf-Geschichte, Band 3, S. 274 ff.
[268] Vgl. ebenda, S. 274 ff.
[269] Novy, K. u.a., Reformführer NRW, S. 327.
[270] Vgl. Weidenhaupt, H., Düsseldorf-Geschichte, Band 3, S. 275.


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