Die 1959 erstellte Studie von Hoover und
Vernon beschreibt den Wandel von NachbarInnenschaften in New
York in einer Abfolge von fünf Phasen. [128]
In der ersten Phase [129]
herrscht in dem untersuchten, zu diesem Zeitpunkt an der
Peripherie der Stadt gelegenen, Gebiet eine relativ niedrige
Bevölkerungsdichte und eine Bebauung, die überwiegend aus
Einfamilienhäusern besteht.
In den folgenden zwei Phasen [130]
erhöht sich die EinwohnerInnendichte durch die zuziehende
Bevölkerung, die überwiegend aus Haushalten mit niedrigem
sozialen Status bzw. diskriminierten ethnischen Gruppen besteht.
Parallel dazu verläßt die bisherige Bevölkerung das Viertel.
Das entsprechende Gebiet liegt jetzt in der Nähe der Stadtmitte
und die meisten Gebäude sind Mehrfamilienhäuser. Der Stadtteil
erfährt zunächst eine Abwertung und wird ab dem Ende der 3.
Phase - als innenstadtnaher Bezirk - interessant für
Umwandlungs- und Modernisierungsmaßnahmen.
In der 4. Phase [131] kommt es
zu einer Ausdünnung des Gebietes, das nun überwiegend von
Einwandererfamilien und anderen sozial benachteiligten Gruppen
bewohnt wird. Neubau ist praktisch nicht mehr zu verzeichnen,
dafür aber in zunehmendem Maße Leerstand und Abriß von
Wohnraum.
In Phase 5 [132] setzt
schließlich die Erneuerung des Viertels ein. Es kommt zu Neubau
und Modernisierung von veralteten Gebäuden zu
Mehrfamilienhäusern, jedoch nicht zu einer höheren Verdichtung.
Die von staatlichen und privaten InvestorInnen durchgeführten
Sanierungsmaßnahmen tragen zu einer Erhöhung der Wohnqualität
bei. Das Viertel wird nun überwiegend von subventionierten
Haushalten mit mittlerem Einkommen und Schichten mit höherem
Einkommen, die vor allem in Luxusappartements ziehen, bewohnt.
Diese letzten beiden Phasen entsprechen in etwa denen, die heute
als gentrification bezeichnet werden.
“Aus eben der Sicht der Gentrification-Forschung erweist
sich die Annahme als sehr weitsichtig, die soziale Struktur
würde sich in der fünften Phase - sofern sie im Gebiet
überhaupt eintritt - in zwei Bevölkerungsgruppen
unterschiedlichen sozialen Status polarisieren. Zur Abfolge der
Phasen weisen die Autoren darauf hin, daß nicht notwendig die
jeweils nächste Phase eintreten müsse ”.[133]
[128] Wir beziehen uns in diesem Kapitel vor allem auf die
Ausführungen von: Friedrichs, J., Stadtsoziologie, S. 115 - 117.
[129] Die ‘Neubauphase’.
[130] Die 2. Phase wird als ‘Übergangsphase’ und die 3.
Phase als ‘Umwandlungs-Herabstufungsphase’ bezeichnet.
[131] ‘Ausdünnungsphase’
[132] ‘Erneuerungsphase’
[133] Ebenda, S. 117.